An Demenz erkrankte Menschen

Sie oder ein Ihnen nahestehender Mensch hat eine Demenz-Diagnose erhalten. Sie und die Familie wissen, dass sich das Gedächtnis Erkrankter zunehmend verschlechtert. Zusammen mit den Erinnerungen entgleitet ihnen ihr Leben – ein tragischer Prozess, in dem wichtige Ereignisse und Personen, Wendepunkte, freudvolle Erlebnisse, schwierige Situationen und die Art und Weise ihrer Bewältigung mehr und mehr dem Vergessen anheimfallen. Die Betroffenen erleben diesen Prozess als schmerzlich und bedrückend.

Dem Entgleiten wichtiger Erinnerungen setzt ein psychologisch begleiteter Lebensrückblick etwas entgegen. Er nutzt dabei die Tatsache, dass Menschen mit Demenz – wie ältere Menschen überhaupt – zuerst Schwierigkeiten mit ihren neuesten Erinnerungen bekommen, starke und klare Erinnerungen aus der Vergangenheit, besonders aus ihrer Kindheit und Familiengeschichte aber behalten.

Der Lebensrückblick wird in Form von Vier- Augen- Gesprächen durchgeführt. Er muss, um wirksam zu sein, einer Struktur folgen, wird aber an die Bedürfnisse und das Leistungsvermögen der Interviewten angepasst. Um die Erinnerung zu fördern werden Bilder, Erinnerungsgegenstände und allgemeine historische Daten einbezogen. Hierfür ist die Hilfe der Familie nötig.

Ein Ergebnis der Gespräche ist ein Lebensbuch, das die verschwindende Welt des bzw. der Erkrankten fest- und damit präsenthält und aus für diese wichtigen Ereignissen, Erlebnissen und Gedanken besteht, so, wie diese sie sehen und dargestellt haben wollen.

Ein ebenso bedeutsamer Effekt des begleiteten Rückblicks ist jedoch die Würdigung ihres Lebens, die Erkrankte in den Gesprächen erleben. Das Erlebnis von Interesse und Empathie fördert nachhaltig positive Gefühle und wirkt Depressionen entgegen. Auch die kognitive Leistungsfähigkeit verbessert sich nachweislich, auch wenn die Erkrankung grundsätzlich nicht aufgehalten werden kann. Eine weitere wichtige Funktion des Lebensrückblicks besteht darin, Probleme aus der Vergangenheit einer Lösung zuzuführen, solange die kognitiven Fähigkeiten dazu noch ausreichen. Dies beugt späteren, dann oft unerklärbaren belastenden Unruhezuständen vor, die durch alte ungelöste Konflikte und Probleme verursacht werden.

„…Besonders stolz war ich immer darauf, dass ich so gut rechnen konnte. Meine Mutter hat mich im Laden immer alles ausrechnen lassen. Uns konnte man nicht übers Ohr hauen. Jetzt üben meine Enkel immer mit mir. Das macht Spaß…“ Gerhard Z.